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Der Schwerpunktbereich Arbeitsrecht an der Universität zu Köln – Ein Interview mit Professor Dr. Ulrich Preis

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Das Arbeitsrecht befindet sich in einem steten Wandel. Der Gesetzgeber ist in den letzten Jahren sehr aktiv gewesen und auch die höchstrichterliche Rechtsprechung entwickelt sich ständig weiter. Dies stellt nicht nur „gestandene“ Arbeitsrechtler, sondern erst recht Studenten und Referendare sowie angehende Fachanwälte für Arbeitsrecht immer wieder vor besondere Herausforderungen. Hierüber habe ich mit Professor Dr. Ulrich Preis [1] von der Universität zu Köln gesprochen.

Schloßmacher: Lieber Herr Professor Preis, als Universitätsprofessor stehen Sie täglich Jurastudenten gegenüber. Welche Rolle spielt das Arbeitsrecht heute in der universitären Ausbildung allgemein und speziell an der Universität zu Köln?

Preis: Das Arbeitsrecht gehört noch immer zu den Pflichtfächern der juristischen Ausbildung. Dabei steht im Vordergrund das Individualarbeitsrecht, ohne die Bezüge zum Kollektivarbeitsrecht allerdings zu vernachlässigen. Das Arbeitsrecht ist, soweit ich es überschaue, regelmäßig auch im Schwerpunktbereich wählbar. Dort kommen dann typischerweise Materien des kollektiven Arbeitsrechts zur Sprache, also das Tarifrecht, das Koalitionsrecht und das Arbeitskampfrecht. Kernbestandteil des Schwerpunktstudiums ist dabei schließlich auch das Mitbestimmungsrecht . Um diese Kernfächer herum gibt es, jedenfalls in Köln eine Vielzahl von Wahlvorlesungen, so etwa das europäische Arbeits- und Sozialrecht. In Köln lehren wir dazu auch das Sozialrecht, das viele Verbindungen zum Arbeitsrecht hat.

Schloßmacher: Ist das Interesse am Arbeitsrecht als Schwerpunktfach eher steigend oder sinkend?

Preis: Das Interesse am Arbeitsrecht als Schwerpunktfach ist gleichbleibend hoch.

Schloßmacher: Wo tun sich Einsteiger in das Arbeitsrecht erfahrungsgemäß etwas schwerer?

Preis: Das Arbeitsrecht ist kein geschlossenes Rechtsgebiet. Anfänger erkennen zwar, dass das Arbeitsrecht im Ausgangspunkt Privatrecht ist. Freilich ist es genauso öffentliches Recht, Europarecht, Verfassungsrecht nebst der Besonderheit des kollektiven Arbeitsrechts. Das Arbeitsrecht verlangt von den Studierenden zum ersten Mal, das Rechtssystem über einzelne Pflichtfächer hinausgehend in ihrem Zusammenhang zu verstehen und handhaben zu können.

Schloßmacher: Wie gelingt der Einstieg in die Materie am besten?

Preis: Der Einstieg gelingt am besten, wenn man sich zunächst auf das Individualarbeitsrecht konzentriert, eine systematische Vorlesung hört, die mit vielen kleinen Fällen diese spannende Materie anschaulich werden lässt.

Schloßmacher: Vor kurzem sind Ihre Lehrbücher zum Individualarbeitsrecht (zusammen mit Prof. Felipe Temming) und zum Kollektivarbeitsrecht (zusammen mit Prof. Stefan Greiner) erschienen. Arbeiten Studierende Ihrer Erfahrung nach überhaupt noch mit Büchern?

Preis: Mein Eindruck ist, dass Studierende, die den Stoff verstehen wollen, lieber zum Buch greifen, als sich im Netz zu verlieren. Das Buch ist das richtige Medium zum Studieren, die Einzelfrage zu lösen verlangt ggf. recherchieren. Gut recherchieren kann aber nur derjenige, der ein Rechtsgebiet, wie das Arbeitsrecht studiert und verstanden hat.

Schloßmacher: Eines Ihrer arbeitsrechtlichen Lehrbücher ist ein Klausurenkurs (zusammen mit Dr. Stephan Seiwerth). Nach welchen Kriterien wählen Sie die Klausuren dafür aus?

Preis: Die Klausuren sind strikt nach Relevanz für die Bewältigung des Pflichtfachstoffes Arbeitsrecht ausgewählt.

Schloßmacher: Ihre Lehrbücher werden seit vielen Jahren erfolgreich in der Fachanwaltsausbildung eingesetzt. Bekommen Sie dazu Rückmeldungen?

Preis: Es kommt relativ selten vor, dass man von Studierenden oder auch fertigen Juristen Rückmeldungen erhält. Ich habe jedenfalls noch nie eine negative Rückmeldung erhalten. Orientieren kann man sich an einigen Buchbesprechungen, die allesamt sehr freundlich ausgefallen sind.

Schloßmacher: Welchen Rat möchten Sie Ihren Studenten gerne mit auf den Weg geben?

Preis: Das Arbeitsrecht ist ein Fach, das bei vielen Studierenden Begeisterung auslöst. Ich kann empfehlen, diese süchtig machende Materie zu studieren.

Schloßmacher: Lieber Herr Professor Preis, ich danke Ihnen sehr herzlich für das aufschlussreiche Interview!

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[1] Professor Dr. Ulrich Preis ist Ordentlicher Professor für Arbeitsrecht und Sozialrecht an der Universität zu Köln und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht. Er ist u.a. (Mit-)Herausgeber von Preis/Temming, Arbeitsrecht – Individualarbeitsrecht, Preis/Greiner, Arbeitsrecht – Kollektivarbeitsrecht, Preis/Seiwerth, Arbeitsrecht – Klausurenkurs, Preis, Der Arbeitsvertrag, Preis/Sagan, Europäisches Arbeitsrecht.

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