Otto Schmidt Verlag

Aktuell im ArbRB

Personalanpassung in agilen Organisationen (Steffan/Welslau, ArbRB 2021, 379)

Agiles Arbeiten und auch agile Organisationen sind auf dem Vormarsch. Die klassische Linienorganisation mit begrenztem Aufgabenbereich („Geschäftsverteilungsplan“) und fest zugeordneten Mitarbeitern wird durch Strukturen abgelöst, in denen Mitarbeiter mit verschiedenen Kenntnissen und Fähigkeiten (Skills) in einem Pool (Chapter) zusammengefasst und jeweils für „Projekte“ in Squads und Tribes eingesetzt werden. Die Verfasser zeigen auf, welche Risiken und Chancen damit bei einem notwendigen Personalabbau verbunden sind.

I. Wie arbeitet eine agile Organisation?

II. Aspekte betriebsbedingter Kündigungen in agilen Organisationen

1. Die Suche nach dem kündigungsschutzrechtlichen Betrieb

a) Betriebsverfassungsrechtlicher Betriebsbegriff

b) Kündigungsschutzrechtlicher Betriebsbegriff

c) Besonderheiten in agilen Strukturen

2. Sozialauswahl in agilen Strukturen

a) Vergleichbarkeit

b) Ausnahme von der Sozialauswahl?

c) Schließung eines Chapters

III. Summa


I. Wie arbeitet eine agile Organisation?

Die grundsätzlichen Strukturen agiler Organisationen sind bereits anderweitig erläutert worden. Die maßgeblichen Einheiten sind Chapter, Squads und Tribes. Im Hinblick auf notwendige Personalanapassungsprozesse sind zwei Elemente besonders relevant:

  • Die sog. Chapter nehmen vereinfacht formuliert die Personalverantwortung für die dort „beheimateten“ Beschäftigten wahr.
  • Die Zuordnung der Beschäftigten zu den Chaptern erfolgt typischerweise skillbasiert, technologiebasiert oder kundenbasiert.


Wenn man so will, ist ein Chapter quasi eine interne kleine „Leih- und Zeitarbeitsfirma“: Es stellt anforderungs- und skillbasiert typischerweise auf Zeit den fachlich verantwortlichen Tribe- oder Squadleitern personelle Ressourcen zur Verfügung (Matching on demand and supply).

Um ein solches Staffing aus diversen Fachdisziplinen zu ermöglichen, kommt nicht selten ein Ressourcen- und/oder Staffingmanagement zum Einsatz. Der Ressourcen-/Staffingmanager hat in der Regel den Überblick über die in den Chaptern gebündelten und verfügbaren Beschäftigten und deren Skills. Seine Aufgabe besteht darin, die vorhandenen Kapazitäten (human resources) mit den Anforderungen der internen Kunden (Tribe-/Squadleads) zu „matchen“.

Beraterhinweis Ein fähigkeitenbasiertes Staffing funktioniert zumindest in größeren Betrieben und Unternehmen nur, wenn vorher die Skills der Beschäftigten sauber erfasst und kontinuierlich gepflegt werden. Dies geschieht häufig mittels sog. Skillmanagementsysteme, die ebenfalls nicht selten differenzieren zwischen

  • aktuell vorhandenen Skills,
  • zukünftig nach Einschätzung des Arbeitgebers erforderlichen („future proven“) und
  • wiederum nach Einschätzung des Beschäftigten sonstigen vorhandenen Skills.


Häufig wird dieser wechselseitige Prozess in Form von Selbsteinschätzung, Fremdeinschätzung, Dialog und schließlich Ergebnis in einem IT-Tool dokumentiert und sowohl für den konkreten Personaleinsatz in einem Squad als auch für die Qualifizierung laufend genutzt und fortentwickelt.

II. Aspekte betriebsbedingter Kündigungen in agilen Organisationen

1. Die Suche nach dem kündigungsschutzrechtlichen Betrieb

a) Betriebsverfassungsrechtlicher Betriebsbegriff


Müssen zur Personalanpassung betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden, stellt sich maßgeblich die Frage (...)
 



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 05.01.2022 09:45
Quelle: Verlag Dr. Otto Schmidt

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